Die diesjährige Landestagung widmet sich dem Thema „Antike Sprachen – Lebendige Schule“. Der antike Mythos ist hierfür ein erster Zugang. Daher nehmen auch zwei Vorträge die existentielle Interpretation von Mythen (Rudolf Henneböhl) bzw. die Persönlichkeitsbildung durch Mythen (Dr. Martin Holtermann) in den Blick. Ein anderer Zugangsweg erfolgt über die Lebendigkeit der lateinischen Sprache: Prof. Dr. Markus Schauer referiert über die lateinische Sprache als Weltsprache und die Abendveranstaltung thematisiert das Latine Loqui als Unterrichtsmethode (Eltje Böttcher). Aber Achtung! Die Abendveranstaltung ist ein Workshop, und vielleicht hilft das eine und andere Getränk dabei, die Worte hervorzulocken. Als ein Highlight der Tagung wird Frau Prof. Dr. Dr. Ulrike Malmendier (Berkeley/USA), eine der fünf Wirtschaftsweisen und ehemalige Finalistin des altsprachlichen Landeswettbewerbs Certamen Carolinum, über ihre (klassische) Bildungsbiographie berichten und uns Lehrkräften so einen Blick über die schulische Perspektive hinaus ermöglichen. Den dritten Schwerpunkt der Tagung bilden im übrigen auch fachdidaktische Workshops, wie es in der Mitgliederbefragung gewünscht wurde. Sie thematisieren das Lesen literarischer Texte und den kompetenten Umgang mit dem Lehrbuch. Es gibt hier viele verschiedene Angebote, so dass jede(r) etwas für sich finden dürfte. Zudem gibt es Nachrichten über das Abitur und aus der Fachaufsicht.

Referentinnen und Referenten (in chronologischer Reihenfolge):

Rudolf Henneböhl (Bad Driburg), Dr. Anja Wieber (Dortmund), Dr. Martin Holtermann (Heidelberg), Eltje Böttcher (Hamburg), Prof. Dr. Markus Schauer (Bamberg), Frau Prof. Dr. Dr. Ulrike Malmendier (Berkeley/USA).

Moderatorinnen und Moderatoren der Workshops:

Dr. Barbara Verwiebe, Dr. Stephanie Kurczyk, Johannes Maximilian Nießen, Dr. Susanne Aretz, Marina Keip, Anna Bentgens, Dr. Anja Wieber.

Zur Landestagung des DAV-NRW 2023 sind alle Mitglieder und diejenigen, die es werden wollen, herzlich eingeladen. Mittelpunkt ist die Mitgliederversammlung am Donnerstag. Die nächste Landestagung wird erst 2025 wieder turnusmäßig stattfinden. Die alleinige Teilnahme an der Mitgliederversammlung ist selbstverständlich kostenfrei.


Leitung:

Dr. Susanne Aretz, PD Dr. Matthias Laarmann, Johannes Maximilian Nießen, Dr. Jochen Sauer, Christian Frede-Dick, Dr. Thomas Doepner, Dr. Thomas Kurth, Marina Keip, Dr. Anja Wieber.

Donnerstag und Freitag, 31. August und 01. September 2023.

Ort: Katholische Akademie „Die Wolfsburg“

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Programm der Landestagung

 

Programm DAV-NRW Landestagung Mülheim (Wolfsburg) 

am 31. August und 01. September 2023

(vorläufige Fassung)

 

31. August 2023 

09.30 – 11.00

Der Ariadne-Mythos in Catulls c. 64 - eine existentielle Interpretation für Schülerinnen und Schüler

Catulls c. 64 ist die Initialzündung aller subjektiven Liebespoesie bei den Römern und hat vor allem Vergil (Dido) und Ovid (Byblis, Myrrha etc.) intensiv beeinflusst. Es enthält ganz neue Techniken literarischer Darstellung (Symbolisierung, Psychologisierung, symmetrischer Aufbau etc.) und eine spannende Inhaltsfülle (neoterisches Hochzeitsepyllion, Ekphrasis der Ariadne auf Naxos, Lied der Parzen mit der Geschichte Achills etc.). Am mythologischen Beispiel stellt es die antiken Rollenbilder von Mann und Frau (durus und mollis, Mars und Venus) dar. Es zeigt die antiken Vorstellungen von Heroismus (männliches Heldenbild) und ermöglicht Bezüge zu aktuellen Geschehnissen (Ukrainekrieg).

Für Schülerinnen und Schüler ist das Gedicht hochspannend, weil es existenzielle Punkte berührt, die sich mit ihrem eigenen Erleben verbinden und weil die intensive Symbolisierung (vor allem der Ariadne-Figur) durch Einfühlung intensiv erschlossen werden kann. Auf diese Weise erlernen sie eine Vielzahl grundlegender interpretatorischer Methoden, die sie auf zentrale Literatur der Augusteischen Zeit übertragen können. Und sie erfahren ein erweitertes und vertieftes Bild des „Liebesdichters“ Catull.

 

Rudolf Henneböhl

war Lehrer für Latein, Katholische Religionslehre und Philosophie am „Gymnasium St. Kaspar“ in Bad Driburg. Seit 2005 hat er als Inhaber des Ovid-Verlags (www.ovid-verlag.de) zahlreiche Literaturausgaben in seiner Reihe „Latein Kreativ“ herausgegeben, ein Lehrbuch (Statio) und etliche Essaybände mit und für Prof. Friedrich Maier publiziert. Schwerpunkt seiner Arbeit sind die vertiefende, existenzielle und psychologische Interpretation lateinischer Literatur, Kreativität und Bilddidaktik.

11.00 – 12.30

 

Antike im Film: Fellini, Satyricon - Hippiekultur trifft Antike

Im Mittelpunkt des Vortrags steht „Fellini Satyricon“ (Italien 1969), eine ungewöhnliche Verfilmung des antiken Romanfragments über das Leben im antiken Rom. Nach einer kurzen Einbettung des Films in die Kinolandschaft jener Jahre und das Werk des Regisseurs werden Filmausschnitte vorgestellt. Dabei zeigt sich, dass hinter dem fast anarchisch wirkenden Bauprinzip des Films eine Struktur steht, die das Prinzip Fragment in Einzelszenen zur Anwendung bringt. Gerade die kleinen „Filme im Film“ (etwa: ein Erdbeben, Leben in den Wohnblöcken, Gastmahl, Karikierung einer Arena-Szene, heroische Sterbeszene) bieten auch über rezeptionsgeschichtliche Analysen im Lektüreunterricht hinaus Anknüpfungspunkte für unterrichtlichen Einsatz.

 

Dr. Anja Wieber

Studium der Klassischen Philologie und Geschichte in Bochum, 1997 Promotion in Alter Geschichte/Latinistik; langjährige Lehrbeauftragte für Alte Geschichte an den Universitäten Bochum, Essen und Basel; bis zur Schließung des Sonderforschungsbereiches Ende 2017: Mitarbeiterin der „Forschungen zur antiken Sklaverei“ an der Akademie der Wissenschaften und Literatur in Mainz; gewähltes Mitglied im „Imagines Project“, einem internationalen Forschungs-Netzwerk zur Antikenrezeption in den modernen visuellen und szenischen Künsten. Seit 1998 im Schuldienst und derzeit Lehrerin für Latein, Geschichte und Literatur; Zusatzausbildung als Moderatorin für Filmbildung. Publikationsschwerpunkte: neben althistorischen Themen besonders zu Antike im Film; Biobibliographie: http://bewegte-antike.de/.

12:30 – 14:30

Mittagspause mit Mittagessen

   

14.30 – 16.00

 

Persönlichkeitsbildung durch Mythen

Kindern und Jugendlichen begegnen griechische und römische Mythen in einer Vielzahl von Medien (Sagenbücher, Jugendliteratur, Filme, Serien, Computerspiele). Oft ist die Mythologie der Griechen und Römer für sie (und manchmal auch für ihre Eltern) ein Grund, in der Schule Latein oder auch Griechisch zu wählen, und im Altsprachlichen Unterricht spielen Mythen eine große Rolle – nicht jedoch in der Fachdidaktik: Wichtige pädagogische, didaktische und methodische Aspekte der Behandlung von Mythen sind bisher unzureichend reflektiert. Der Vortrag greift eine Frage heraus: Was wissen wir, wie Mythen-Erzählungen auf Schülerinnen und Schüler wirken (können)? Die Antike selbst bietet ein überraschend großes Reservoir an Antworten, von denen einige besonders erhellende vorgestellt und hinsichtlich ihrer Übertragbarkeit auf den Unterricht heute geprüft werden sollen. Auch der Umgang mit potentiell verstörenden Mythen-Erzählungen sowie die Rolle von Narrationen bei der Herausbildung einer Persönlichkeit werden dabei zur Sprache kommen.

Zur Einstimmung empfohlen: Helen Morales, Classical Mythology. A Very Short Introduction, Oxford 2007

https://pdfroom.com/books/classical-mythology-a-very-short-introduction-very-short-introductions/YpgQlRDXdNz.

 

Dr. Martin Holtermann

Lehrer für Griechisch, Latein, Ethik und Philosophie am Kurfürst-Friedrich-Gymnasium Heidelberg und Lehrbeauftragter für griechische Fachdidaktik am Studienseminar sowie am Seminar für Klassische Philologie in Heidelberg. Er gehört dem Herausgebergremium der Zeitschrift „Der altsprachliche Unterricht“ an und war Mitherausgeber der Lehrwerke Actio (2005/2006) und Kantharos (2018).

16.00 – 16.30 

Kaffee

   

16.30 – 18.00 

Mitgliederversammlung

   

18.00 – 19.00

Abendessen

   

19.00 – 20.30 

Lateinisch sprechen als Unterrichtsmethode: Einfach, aktivierend, praxisnah

„Wie jetzt, hat etwa jeder Satz so ein Verb-Dings?“ – Was zwei Jahre Erklärungen nicht rüberbrachten, begreift L. (13) schlagartig, als er für seine Banknachbarin ein Suchbild beschreibt. Vokabelkönige M. und Y. versuchen sich gegenseitig mit schweren Formulierungen zu überbieten. J. orientiert sich lieber noch an den Bausteinen im Formenspeicher. – Latine Loqui im Unterricht nimmt alle SuS mit und spart sinnvoll eingesetzt sogar Unterrichtszeit: Es bietet eine hohe Aktivierung, selbstinitiierte Binnendifferenzierung, effiziente Wortschatzarbeit und Motivation durch sofortige Erfolgserlebnisse. Gemeinsam erproben wir verschiedene Methoden sowie praktisches Unterrichtsmaterial für den eigenen Einsatz im Lateinunterricht.

 

Eltje Böttcher (Hamburg)

Dozentin für Latinumskurse. Seit 2010 leitet sie Latine-Loqui-Workshops und führt mit Schülergruppen Gespräche auf Latein. Ihre Erfahrungen teilt sie im 2018 erschienenen Buch „Lateinisch sprechen im Unterricht“. Weitere aktivierende Methoden bietet ihre Klett-Lektüre-Reihe „Abenteuer in Rom“ (2021).

1. September 2023

9.00 – 10.30

Workshopschiene 1: Literatur

Mit Schülerinnen und Schülern literarische Texte lesen: 

In den Workshops untersuchen wir das Interpretationspotential eines ausgewählten literarischen Textes, indem wir ihn didaktisch analysieren, schüler- und produktionsorientiert aufbereiten und Aufgaben formulieren, die sich für unterschiedliche Lerngruppen eignen.

 

Moderator*innen: 

Dr. Barbara Verwiebe (Prosa), Dr. Stephanie Kurczyk (Poesie), Johannes Maximilian Nießen (Prosa), Dr. Susanne Aretz (Griechisch), Marina Keip

10.30 – 11.00

Neues aus der Schulaufsicht

   

11.00 – 12.30

Workshopschiene 2: Lehrbuch

Mit dem Lehrbuch kompetent umgehen: 

Wir untersuchen das Interpretationspotential von Lehrbuchtexten, überlegen, wie man Lektionen motivierend gestaltet und diskutieren darüber, wie viel Grammatik eines Lehrbuchs für den Übergang in die Lektürephase benötigt wird.

 

Moderatorinnen:

Marina Keip, Dr. Stephanie Kurczyk (Grammatik), Anna Bentgens

Dr. Anja Wieber (Lehrbuch)

12:30 – 14:30

Mittagspause mit Mittagessen

   

14.30 – 16.00 

Latein lebt! - Zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft einer unsterblichen Weltsprache?

 

Prof. Dr. Markus Schauer (Bamberg)

16.00 – 16.30

Kaffee

   

ab 16.30

Planungsperspektiven